Burg – Im Jahr 1910 bewies Jacob Hermann Hansen unternehmerischen Mut, als er im Alter von 23 Jahren alle seine Ersparnisse – es waren 15 000 Mark – als Anzahlung für ein kleines
Textilgeschäft ausgab und die Restkaufsumme mit monatlichen Wechseln festschrieb. Damit legte er gleichzeitig den Grundstock für das „Modehaus Hansen“ am Burger Holzmarkt. Die jetzigen Betreiber, Gisela und Fritz E.
Schweizer, feiern heute (2.12.)das 95-jährige Bestehen des kleinen Unternehmens. Übernommen hatte das Paar das Modehaus zum 1. Oktober 1959. „Zusammen mit meinem Vater Alfons, der bis ins hohe Alter noch als
Seniorchef aktiv war – bis vor zwölf Jahren“, erinnert sich Fritz Schweizer. Seit der Übernahme vergrößerte die Familie Schweizer das Geschäft mehrfach, erneuerte die Einrichtung und erweiterte das Sortiment. „1980
haben wir grundlegend umgebaut. Der Eingang wurde von der Front an die Ecke verlegt, neue Lager, Büros und Personalräume geschaffen. Insgesamt hatten wir nach der Neueröffnung eine Verkaufsfläche von 300
Quadratmetern“, sagt die heutige Inhaberin Gisela Schweizer. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie das Geschäft in der soliden Tradition weiter, die ihnen Jacob Hermann Hansen einst übertragen hatte. „Der Gute war zu
Anfang noch mit einem Fahrrad – hinten und vorn mit großen Sperrholzkisten voller Warenmuster und Auslieferungen beladen – von Ort zu Ort gefahren“, sagt Fritz Schweizer und erinnert sich an Hansens schelmische
Erklärung, die er Kunden gern bei der Suche nach seinem Laden mit auf den Weg gab: „Ik bün dat erste Geschäft in Burg – wenn Du von Hochdonn rinkümmst.“ Die Firmengeschichte hat bis heute zahlreiche Meilensteine
passiert, wobei nicht nur die Umbauten gemeint sind: 1981 beispielsweise brannte die Wohnung der Schweizers über dem Geschäft vollständig aus. „Die Feuerwehr konnte das Haus retten, bevor das Löschwasser alles
vernichtete. Viele freiwillige Helfer brachten unsere Ware in Sicherheit. Nicht mal einen Monat später hatten wir schon wieder geöffnet“, sagt Fritz Schweizer. Auch nach dem Tod seines Vaters Alfons im Jahr 1993
haben er und seine Gisela den Betrieb so weitergeführt, wie es stets Geschäftsphilosophie der Familie war: „Wir haben immer dafür gearbeitet, unseren Kunden ein modernes Fachgeschäft zu präsentieren.“ Dafür wurde
neben Geld auch so einiges an Freizeit investiert. Gezählt haben die Schweizers diese Stunden nicht. Denn: „Das Geschäft ist für uns eine angenehme Mischung aus Hobby und Beruf. Man kann getrost sagen, unser
Lebensinhalt“, sagt Fritz Schweizer. Dieser Tage wurde der Laden auf die Jubiläumsaktionen vorbereitet. „Auf alle nicht reduzierten Waren gibt es bis zum 17. Dezember einen Jubel-Rabatt von 20 Prozent. Heute bekommt
jeder Kunde zusätzlich ein Präsent.“ In den adventlich gestalteten Schaufenstern wird außerdem eindrucksvoll die Firmengeschichte gezeigt. Apropos: Schauen die Schweizers eigentlich schon auf das 100-Jährige in fünf
Jahren? „Natürlich. Ob wir dann noch hinter dem Ladentresen stehen, bleibt aber abzuwarten. Wenn wir aber keinen Nachfolger finden, dann wird es so sein“, sagt Fritz Schweizer und lächelt dabei.
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